
Deutschland blockiert neue Schengen-Visa inmitten eines diplomatischen Streits mit Marokko
Die deutsche Botschaft in Rabat hat heute bekannt gegeben, dass sie keine Schengen-Visa mehr ausstellen wird, da sie Bedenken wegen COVID-19 hat. Während viele Botschaften in der Vergangenheit ähnliche Maßnahmen ergriffen haben, ist dieser Schritt bemerkenswert, da die COVID-19-Epidemie in Marokko seit Monaten stetig zurückgeht und die täglichen Neuerkrankungen nur noch einen Bruchteil der deutschen betragen.
Heute verzeichnete Marokko 594 neue COVID-19-Fälle, während Deutschland nach Angaben der WHO 9.019 entdeckte. Deutschland ist deutlich größer, hat aber etwa 3000 infizierte Bürger pro 100.000, während Marokko 1.311 pro 100.000 Bürger hat.
Obwohl die Epidemie in Deutschland deutlich schlimmer ist als in Marokko, führte die deutsche Botschaft COVID-19 als Hauptgrund für ihre Entscheidung an.
Der Schritt fällt in eine Zeit erhöhter Spannungen zwischen den beiden Ländern. Marokko hatte am 1. März beschlossen, den Kontakt mit der deutschen Botschaft abzubrechen. Es begründete dies mit „tiefen Missverständnissen mit der Bundesrepublik Deutschland in grundlegenden Fragen des Königreichs Marokko“.
Offizielle Stellen haben die Gründe Marokkos für den Abbruch der diplomatischen Zusammenarbeit mit der deutschen Botschaft noch nicht vollständig dargelegt.
Wahrscheinliche Gründe sind deutsch-marokkanische Meinungsverschiedenheiten über die Westsahara, der Fall Mohammed Hajib und ein Bericht der deutschen Nichtregierungsorganisation Transparency International, der dazu führte, dass Marokko auf eine „graue Liste“ von Problemländern gesetzt wurde.
Das letztgenannte Thema könnte zu einem wirtschaftlich verheerenden Schritt werden, der ausländische Investitionen abschreckt und das allgemeine Vertrauen in Marokko verringert.
Mehrere Experten auf der Networking-Site Linkedin haben Bedenken gegen die Aufnahme in die Liste geäußert. Sie berufen sich auf frühere Vorwürfe des Missbrauchs der grauen Liste und weisen auf Länder hin, die schlimmere Vergehen in Bezug auf Geldwäsche begehen, aber nicht auf die Liste gesetzt wurden.