
EU plant neue Standards für den Handel mit kohlenstoffarmem Wasserstoff mit Marokko
EU-Energiekommissar Kadri Simson forderte heute neue Standards für den Wasserstoffhandel mit Ländern wie Marokko. Simson machte die Bemerkungen, während er Gastgeber des virtuellen Ministertreffens der Mittel- und Südosteuropäischen Konnektivität (CESEC) war.
Die EU sieht Wasserstoff als einen wichtigen erneuerbaren Brennstoff für die Zukunft und hofft, den Handel durch eine Reihe neuer Regeln zu rationalisieren. „Für den zuverlässigen grenzüberschreitenden Handel mit erneuerbarem und kohlenstoffarmem Wasserstoff brauchen wir angemessene Regeln“, sagte Kommissar Simson auf dem CESEC-Treffen.
Auf der Veranstaltung wurde der Bericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien „Renewable Energy Prospects for Central and South-Eastern Europe Energy Connectivity“ vorgestellt. Der Bericht hebt hervor, dass die Region bis 2030 mehr als ein Drittel ihres Energiebedarfs durch kostengünstige erneuerbare Energien decken könnte.
Simson hält die Energiequelle für einen wichtigen kohlenstoffarmen Brennstoff, um die Emissionen aus Verkehr und Industrie zu senken.
Auf derselben Konferenz sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier: „Wir müssen in Europa und mit unseren internationalen Partnern vorankommen, um Fortschritte bei der Herstellung von kohlenstoffneutralem Wasserstoff zu erzielen“.
„Grüner Wasserstoff ist eine Schlüsselenergiequelle für die Zukunft, und wir brauchen ihn auf dem Weg zur Klimaneutralität“, erklärte Altmaier im Vorfeld der Konferenz. Wie Kommissar Simson forderte auch er eine neue Reihe von Standards. Die EU müsse „jetzt Entscheidungen treffen, damit wir einen europäischen Markt mit gemeinsamen Regeln haben“, so Altmaier vor der Konferenz.
Wasserstoffhandel EU-Marokko
Der Handel mit Wasserstoff könnte zu einem vielversprechenden neuen Exportprodukt zwischen Marokko und der EU werden. Marokko ist traditionell ein energieimportierendes Land, aber die neuen erneuerbaren Energien könnten dies ändern. Die Wasserstoffproduktion kann durch Elektrolyse mit Hilfe von Sonne, Wind oder Wasser erfolgen. Marokko ist mit diesen erneuerbaren Ressourcen gesegnet und könnte ein wichtiger Wasserstoff-Exporteur in die EU werden.
Ein großer Vorteil des erneuerbaren Treibstoffs ist sein Potenzial für den Einsatz in Fahrzeugen wie Autos, Schiffen und Lastwagen. Wasserstoff füllt eine Lücke im Weltenergiebedarf, die durch normale Wind- und Sonnenenergie nicht ohne weiteres ersetzt werden kann. EU-Länder wie Deutschland haben bereits mit der Arbeit an Wasserstofftankstellen auf ihren Autobahnen begonnen, wo bald Wasserstoff aus Marokko Autos und Lastwagen betanken könnte.
Der marokkanische Energieminister Aziz Rabbah unterzeichnete im Juni ein Abkommen mit dem EU-Mitgliedsstaat Deutschland zur Entwicklung der Wasserstoffproduktion. „Marokko wird von dieser Zusammenarbeit in verschiedenen Sektoren profitieren“, erklärte Rabbah bei der Unterzeichnung des Abkommens.
Die Entwicklung des Wasserstoffhandels ist eine Win-Win-Situation für Marokko und die EU. Marokko könnte zu einem Energieexporteur werden und gleichzeitig seine grüne Energieproduktion ausbauen und gut bezahlte Arbeitsplätze im ganzen Land schaffen. Allein in Mittel- und Südosteuropa könnten durch den Einsatz dieser erneuerbaren Brennstoffe bis 2030 jährlich schätzungsweise 3 Milliarden Euro eingespart werden, so der Bericht, der am Montag auf der CESEC-Tagung vorgestellt wurde.
Marokkos Potenzial mit grünem Ammoniak
Ein weiterer großer Vorteil der Wasserstoffproduktion in Marokko ist die Möglichkeit, „grünes Ammoniak“ herzustellen.
Ammoniak ist ein Schlüsselbestandteil von Düngemitteln, die aus Phosphaten hergestellt werden, einem Mineral, von dem Marokko einen Großteil der weltweiten Reserven besitzt. Marokko importiert derzeit jährlich 500 Millionen Euro Ammoniak, um wertvolle Düngemittel herzustellen, und könnte diese Abhängigkeit vom Ausland durch die Produktion von grünem Ammoniak unter Verwendung von Wasserstoff drastisch reduzieren.
Neue EU-Regeln für den Handel mit Wasserstoff könnten dazu beitragen, den Handel mit Marokko zu erleichtern und die marokkanischen Initiativen zur Erzeugung grüner Energie zu beschleunigen. Kurzfristig dürfte die Entwicklung in Richtung Wasserstoff an Fahrt gewinnen, da der deutsche Wirtschaftsminister versprochen hat, „während der deutschen Ratspräsidentschaft alles zu tun, um das Thema Wasserstoff voranzutreiben“.