
Marokko: Terfass oder „Wüstentrüffel“, ein ungenutzter Reichtum
Die „Wüstentrüffel“, die besser unter dem Namen „Terfass“ bekannt sind, sind Opfer des Misstrauens der europäischen Verbraucher und eines Missverständnisses bezüglich ihrer Bezeichnung. Die auch als „Sandtrüffel“ bezeichneten marokkanischen „Terfass“ könnten durch den Export mit einem Gütesiegel einen Entwicklungsschub für die Landbevölkerung bestimmter Regionen bewirken. Entdeckung.
Was wäre, wenn Marokko nach Trüffeln graben würde? Das Königreich besitzt mehrere Arten dieses Pilzes, der in Europa sehr beliebt ist, von den Marokkanern aber kaum konsumiert wird. Marokko könnte dieses Produkt der Erde fruchtbar machen, indem es sich dem Trüffelexport zuwendet und sich dabei ein Beispiel an Spanien nimmt, das mehr als 95% seiner 45 Tonnen Trüffelernte in den französischen Nachbarstaat exportiert.
Aufgrund der Trockenheit im Sommer und des verspäteten Winters ist die Trüffelernte in Frankreich zu Beginn des Jahres jedoch nicht gut und die Preise auf dem französischen Markt dürften bald in die Höhe schnellen. Das Hexagon wird sich daher auf den Import von Trüffeln aus benachbarten Ländern rund um das Mittelmeer verlassen müssen, wo sie ebenfalls angebaut werden. Hätte das Königreich in den Anfängen dieses blühenden Trüffelmarkts eine Karte zu spielen? Jedenfalls werden etwa zehn Trüffelarten in Marokko gehöhlt, d. h. geerntet.
Terfass, ein Trüffel aus dem marokkanischen Terroir.
Der Pilz, der den marokkanischen Trüffelsuchern unter dem Namen „Terfass“ am bekanntesten ist, trägt auch den Namen „Wüstentrüffel“ oder „Sandtrüffel“. Je nach den Besonderheiten des Anbaugebiets oder der Farbe findet man lokale Namen, die mit dem Trüffel in Verbindung gebracht werden. So spricht man von „Terfass rouge de Tafilalet“, „Terfass blanc de Tafilalet“, „Terfass rose de Maâmora“, „Terfass noir de Zaïr“, „Terfass de Taïda“.
Es gibt jedoch generell drei Regionen, die Trüffel liefern. Im Nordwesten ist der Wald von Maâmora östlich von Rabat ein von Korkeichen bevölkertes Gebiet, in dem die Trüffel vom semiariden Klima und dem sauren Boden profitieren können. Auch in der Region Oriental auf dem Hochplateau mit kalkhaltigem Boden und schließlich im Steineichenwaldgebiet in der ehemaligen Region Doukkala-Abda können Trüffel gefunden werden. Viele Trüffelbauern betreiben diesen saisonalen Handel an den Straßenrändern Marokkos je nach Region zwischen März und Mai.
Auf dem Weg zu einer Kennzeichnung?
Trotz ihrer aktiven Ernte werden Wüsten- oder Sandtrüffel in Marokko jedoch kaum konsumiert. Sie werden meist als Gemüse zu Tagine verwendet; die Bevölkerung in den Anbaugebieten sagt ihnen sehr nahrhafte Eigenschaften nach. Ein Team der Universität Mohammed V. in Rabat beschäftigt sich seit April 2015 mit der Entwicklung des Anbaus marokkanischer Trüffelarten, von denen ein großer Teil für den Export bestimmt ist.
Doch genau hier liegt das Problem. Die marokkanischen Trüffel leiden unter einem Popularitätsdefizit. Sie sind zum Beispiel nicht so beliebt wie die „Perigord-Trüffel“ in Frankreich oder die „Alba-Trüffel“ in Italien. Manche lehnen sogar die Bezeichnung Trüffel ab und erklären, dass marokkanische „Terfass“ und Trüffel nicht denselben Duft und Geschmack haben und daher auch nicht denselben Preis. Während die „Terfass“ zwischen 200 und 1000 Dirham pro Kilo (18 bis 90 €) gehandelt werden, schwanken die Preise für bestimmte Trüffel je nach Qualität und Menge der Ernte zwischen 600 und 10 000 Euro.
Marokko: Terfass oder “Wüstentrüffel”, ein wenig genutzter Reichtum
Die exotische Bezeichnung „Wüstentrüffel“ oder „Sandtrüffel“ könnte jedoch ein Marketingargument dafür sein, dass marokkanische Terfass ihren Weg in die Regale der europäischen Märkte finden. Vielleicht ist dies der Grund, warum marokkanische Trüffelzüchter eine große Lobbykampagne gestartet haben, um die Terfass als „geografische Bezeichnung“ zu kennzeichnen, was dem Produkt eine Qualitätsgarantie verleihen und das Interesse an der Produktion dieses Pilzes wieder ankurbeln würde.
Schwarze Trüffel aus dem Périgord in Marokko
Ein zweiter Weg scheint jedoch von Dr. Abdelaziz Laqbaqbi vorgezeichnet worden zu sein. Der Name dieses ehemaligen Orthopäden tauchte Anfang der 2000er Jahre auf, als er sich zum Pionier bei der Einführung des Anbaus der schwarzen Perigord-Trüffel in Marokko auf einer Plantage im Herzen des Mittleren Atlas wandelte. Er wurde 2006 mit dem SIAM-Innovationspreis ausgezeichnet, gründete weitere schwarze Trüffelfarmen und strebt die Einrichtung eines Trüffelmuseums in Marokko an.
Diesmal handelt es sich um echte Trüffel, die von den abwechselnden marokkanischen Regen- und Trockenperioden profitiert haben, die günstige Bedingungen für den Anbau und die Reifung von Trüffeln darstellen. Die Trüffel der Laqbaqbi-Betriebe lassen sich heute problemlos exportieren und können sogar mit lokal produzierten Trüffeln aus Frankreich oder Italien konkurrieren. Vor allem aber drängt Dr. Abdelaziz Laqbaqbi den marokkanischen Staat dazu, sich für den Anbau dieses in der französischen Gastronomie sehr geschätzten Pilzes zu interessieren. Eine Trüffelkultur, die im Rahmen des Plan Maroc Vert ihren Platz finden könnte.