
NSOs Konkurrent Quadream wirbt um Marokko
Die Pegasus-Affäre, die das israelische Unternehmen NSO in den Ruin getrieben hat, würde seinem Konkurrenten Quadream zugute kommen. Letzte Woche trafen sich Vertreter dieses Unternehmens mit marokkanischen Sicherheitsbeamten, um ihre Spionagesysteme vorzustellen.
NSO wird vorgeworfen, seine Spionagesoftware Pegasus an Regierungen verkauft zu haben, darunter auch an die marokkanische Regierung, die damit nicht nur Kriminelle und Terroristen, sondern auch Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und führende Politiker wie den französischen Präsidenten Emmanuel Macron ausspioniert haben soll. Die so genannte Pegasus-Affäre, die im Juli durch die Veröffentlichung der Untersuchung des Journalistennetzwerks Forbidden Stories und Amnesty International aufgedeckt wurde, hat auch Marokko getroffen, das von allen Seiten beschuldigt wurde, mit der Pegasus-Software zu spionieren. Offiziell gibt es jedoch keine Zusammenarbeit zwischen Marokko und der NSO, berichtet Israel Noticia.
Nach Bekanntwerden der Affäre hat Marokko Berichten zufolge die Gespräche mit Quadream, einem Konkurrenten von NSO, beschleunigt, um dessen Spionagesysteme zu nutzen, die mehr komparative Vorteile bieten als die von NSO, die der regulatorischen Kontrolle durch das israelische Verteidigungsministerium unterliegen. Quadream bietet die gleichen Spionage- und Cyberangriffssysteme wie NSO an, mit der Möglichkeit, Spionagesoftware auf dem Telefon oder Computer der Zielperson zu installieren, ohne diese zu kontaktieren. Quadream, dessen Entwicklungszentrum sich in Israel befindet, unterliegt nicht den israelischen Gesetzen wie NSO. Das Unternehmen verkauft seine Produkte über ein anderes zyprisches Offshore-Unternehmen namens InReach. So kann Quadream seine Produkte an Privatpersonen und nichtstaatliche Einrichtungen verkaufen.
Die Pegasus-Affäre hat nicht nur einen Streit zwischen Israel und Marokko ausgelöst, sondern auch zu einer diplomatischen Krise zwischen Marokko und Frankreich geführt. Der französische Präsident Emmanuel Macron war nach der Veröffentlichung der Untersuchung „Verbotene Geschichten“ durch die französische Zeitung „Le Monde“ gezwungen, seine Handynummer und seine elektronische Signatur zu ändern. Marokko hat die Vorwürfe stets bestritten und sogar in mehreren Ländern wie Frankreich, Deutschland und Spanien eine Klage gegen Amnesty und Forbidden Stories eingereicht. Die Anhörung vor dem Pariser Gericht ist für Oktober angesetzt.