
Die Bürokratie behindert die Versorgung von Krankenhäusern mit marokkanischen Beatmungsgeräten
Fast fünf Monate, nachdem das Gesundheitsministerium 400 in Marokko hergestellte Beatmungsgeräte bestellt hatte, ist die Erfindung in marokkanischen Krankenhäusern immer noch nicht verfügbar.
Einem kürzlich erschienenen Bericht von Le360 zufolge ist die Bürokratie des Ministeriums schuld.
Zwischen März und April gerieten mehrere marokkanische Ingenieure in die Schlagzeilen, nachdem sie verschiedene Werkzeuge und Maschinen als Beitrag zum Kampf Marokkos gegen die COVID-19-Pandemie erfunden hatten.
Ein in Marokko hergestelltes Beatmungsgerät, das von der Luftfahrtfabrik SERMP und dem Maschinenbauunternehmen Aviarail entwickelt wurde, erntete jedoch außergewöhnliches Lob.
Am 8. April besuchte der Industrieminister Moulay Hafid Elalamy seine Produktionsstätte und kündigte eine öffentlich-private Partnerschaft an, um die marokkanischen Beatmungsgeräte in Krankenhäusern verfügbar zu machen.
Anordnung des Gesundheitsministeriums
Kurz nach dem Besuch erteilte das Gesundheitsministerium einen Auftrag über 400 Beatmungsgeräte zur Versorgung marokkanischer Krankenhäuser. Bis heute hat das Ministerium jedoch die Lieferung der medizinischen Geräte nicht genehmigt.
Anfang Juni ergab ein Videobericht, dass SERMP und Aviarail bereits etwa 50 Beatmungsgeräte produziert hatten, während über 100 weitere in der Endphase der Produktion waren.
Die Unternehmen beschlossen jedoch, die Produktion der Beatmungsgeräte zu verlangsamen, bis die Lieferung der ersten Charge an das Gesundheitsministerium abgeschlossen ist.
Auf der Grundlage von Aussagen mehrerer Interessenvertreter, die von Le360 zitiert werden, haben die Produktionsfirmen bereits eine Reihe administrativer Schritte unternommen, um die Lieferung von Beatmungsgeräten an marokkanische Krankenhäuser zu beschleunigen, jedoch ohne Erfolg. Die Unternehmen haben auch 8,1 Millionen MAD (885.000 Dollar) ausgegeben, um ihre Produktionskette zu beschleunigen.
Erste Tests
Eine Woche nach der Bestellung durch das Gesundheitsministerium, am 13. April, besuchte eine Delegation von Militärärzten die Produktionsstätte, um die in Marokko hergestellten Beatmungsgeräte zu inspizieren und ihre Qualität zu prüfen.
Am 25. April leitete ein vom Ministerium benannter medizinischer Experte den ersten medizinischen Versuch mit den marokkanischen Beatmungsgeräten an einem Lebewesen – einem jungen Schaf. Der Test ergab positive Ergebnisse.
Nach dem ersten Test richtete das Gesundheitsministerium einen wissenschaftlichen Ausschuss ein, dem zehn Intensivmediziner aus zehn Universitätskliniken in ganz Marokko angehörten.
Am 12. Mai genehmigte der wissenschaftliche Ausschuss die marokkanischen Beatmungsgeräte nach einer Präsentation in der Produktionsstätte in Casablanca. Die Genehmigung bedeutete, dass das Gesundheitsministerium mit dem Empfang der ersten Charge von Beatmungsgeräten beginnen kann.
Nach der Genehmigung gab das Ministerium jedoch eine Liste von Verfahren heraus, die die Herstellerfirmen vor der Auslieferung ihrer Erfindung durchlaufen müssen.
„Wir hätten diese Verfahren seit Ende April einleiten können, wenn das Ministerium uns dies mitgeteilt hätte“, sagte ein Mitglied des Produktionsteams gegenüber Le360.
Langwieriger Verwaltungsprozess
Den Anweisungen des Ministeriums folgend, begannen SERMP und Aviarail Anfang Juni mit dem Verwaltungsprozess. Die Unternehmen haben bereits mehrere Schritte erreicht, darunter die Erlangung einer medizinischen Zertifizierung, die Registrierung der Produktionseinheit als medizinische Produktionseinheit und die Durchführung weiterer technischer und wissenschaftlicher Tests.
Laut Le360 verhängte das Gesundheitsministerium am 17. August, als die Unternehmen mit den verschiedenen rechtlichen und administrativen Verfahren fast fertig waren, einen neuen digitalen Verwaltungsschritt.
Das Gesundheitsministerium verpflichtete sich jedoch, diesen „endgültigen“ digitalen Prozess zu beschleunigen. Trotz seiner Zusage verlangte das Ministerium vor Abschluss des Prozesses zusätzliche Dokumente.
Die Antwort des Gesundheitsministeriums
In einem am 25. August an Le360 gerichteten Schreiben versuchte das Gesundheitsministerium, die komplizierten Verwaltungsverfahren zu rechtfertigen, und kündigte ein bevorstehendes Treffen an, um die Dokumente der Herstellerfirmen auszuwerten.
Dem Schreiben zufolge zielt der langwierige Prozess darauf ab, die Sicherheit, Effizienz und hohe Qualität der in Marokko hergestellten Beatmungsgeräte vor ihrem Einsatz in Krankenhäusern zu gewährleisten.
Das Gesundheitsministerium teilte eine Liste der letzten sieben Schritte mit, die SERMP und Aviarail durchführen müssen, bevor der Kauf der Beatmungsgeräte abgeschlossen werden kann.
Der erste Schritt ist die Deklaration einer der Herstellerfirmen als Hersteller von medizinischen Geräten. Dann müssen die Unternehmen ein Dokument vorlegen, das bescheinigt, dass die marokkanischen Beatmungsgeräte die vom Ministerium festgelegten Bedingungen einhalten.
Drittens müssen die Unternehmen alle ihre Partner im Produktionsprozess auflisten und ihre Subunternehmerverträge vorlegen.
Die vierte Anforderung ist ein Dokument, das alle Schritte des Herstellungsprozesses auflistet, einschließlich der verschiedenen Tests, die durchgeführt werden, um die Qualität der Beatmungsgeräte zu gewährleisten.
Fünftens müssen die Unternehmen ein technisches Dokument vorlegen, das einen Nachweis über die Sicherheit und Effizienz der marokkanischen Ventilatoren, Angaben über die verwendeten Rohstoffe und deren Herkunft, Angaben über die im Herstellungsprozess verwendete Ausrüstung und Informationen über den Sterilisationsprozess in der Produktionseinheit enthält.
Das sechste erforderliche Dokument ist die Zusage, ein ISO 13485-Zertifikat oder eine ähnliche Zertifizierung für Medizinprodukte zu beantragen.
Die letzte Anforderung ist ein Kennzeichnungsmodell für die marokkanischen Beatmungsgeräte zur Identifizierung der einzelnen Geräte.
Dringender Bedarf an Beatmungsgeräten
Das Gesundheitsministerium behauptete, es habe nur einige Dokumente mit einer allgemeinen Darstellung der in Marokko hergestellten Beatmungsgeräte und den Ergebnissen präklinischer Versuche an einem Schaf erhalten.
Das Ministerium versicherte auch, dass es den Lieferprozess beschleunigen werde, sobald es alle erforderlichen Dokumente erhalten habe.
Unter Berücksichtigung aller verbleibenden Anforderungen scheint es, dass die marokkanischen Beatmungsgeräte in den Krankenhäusern für mehrere Wochen, wenn nicht gar Monate nicht zur Verfügung stehen werden.
Da täglich Dutzende von Todesfällen im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert werden und die Zahl der COVID-19-Patienten auf Intensivstationen zunimmt, könnte der Bedarf an marokkanischen Beatmungsgeräten in Krankenhäusern in ganz Marokko bald spürbar werden.
Es bleibt jedoch abzuwarten, ob COVID-19 die komplizierten administrativen Abläufe aufweichen kann oder ob die Bürokratie trotz der globalen Pandemie bestehen bleibt.